Das Projekt “SH i B – Schleswig-Holstein inklusive Begabtenförderung” verleiht das SHiB-Prädikat an Schulen, die (Hoch-) Begabte mit ihren Stärken und gegebenenfalls (Lern-) Schwierigkeiten im Unterricht erkennen und besonders fördern. Diese Schulen qualifzieren sich Weiterlesen

Hochbegabte Kinder lernen auf die gleiche Art wie andere – aber schneller und komplexer. Doch wieso?

Die meisten Menschen erfassen und lernen in Teilschritten. Vom Einfachen zum Schweren; Vormachen-Nachmachen – so lauten die Lehrgrundsätze, mit denen die meisten Schüler gut zurechtkommen. Aber das Frontalhirn von Hochbegabten  ist laut Aljoscha C. Neubauer, Prof. an der Universität Graz, ausgeprägter (genetisch bedingt).  Durch den  leistungsfähigeren „Arbeitsspeicher“ erfasst ein hochbegabter Schüler zum Beispiel eine Information erheblich schneller und umfassender. Dabei gelangt er nicht in 1, 2, 3 Teilschritten zur Erleuchtung, sondern ihm geht gleich das ganze Licht auf – Details werden erfasst; die Dinge aus mehreren Perspektiven gesehen.

Knackpunkt: Selbstkonzept

Nur im richtigen, verständigen Lernumfeld mit Gleichgesinnten, einer stressfreien, selbstbestimmten und anregenden Umgebung, können Kinder ihre Fähigkeiten nutzen und weiterentwickeln. Ihr Selbstkonzept muss stimmen – dies entfalten sie nur unter ähnlich veranlagten Kindern.

Ein entsprechend förderliches Lernumfeld finden Grundschüler zum Beispiel in der Claus-Rixen-Schule in Altenholz bei Kiel. Susanne Braun-Speck aus Großhansdorf besuchte am 30. März 2011 die 4 + 1  Projektklasse, die von Lehrer Kai Frantzen geführt wird. Als motivierter Lehrer, weiß er, was das Wichtigste für diese ist: sich als normal empfinden und in einer Gruppe wohlzufühlen, ohne darin besonders aufzufallen.

Susanne Braun-Speck erzählt: „Im heimatlichen Umfeld, wie auch in Kai´s Klasse, hörte ich von vielen Kindern, dass sie an der normalen Schule oft so alleine sind. Hier finden sie „echte“ Freunde – Gleichgesinnte eben!“

Gleichgesinnte sind  natürlich nicht das Einzige, was die Schüler im 4+1 Projekt vorfinden. Lehrer Kai Frantzen entwickelte dieses Konzept im Laufe der letzten 10 Jahre. Anfangs bot er es kostenfrei am Samstag an, nunmehr seit 2007 an drei Tagen in der Woche. Jeden Tag begrüßt er andere Kinder. Sie kommen aus dem eigenen Haus, nahe liegenden Schulen und auch von weit her.

Selbstbestimmung fördert die Motivation

Konrektorin Andrea Raschke beantwortete der Besucherin zwischendurch rechtliche Fragen rund um die Idee. Auch, wie die Kinder zu ihnen kommen: „In der Regel werden die Kinder in Absprache mir den Eltern von ihren Lehrern für das Programm vorgeschlagen. Die Warteliste ist lang …“ Die stellvertretende Schulleiterin steht hundertprozentig hinter der Idee! Sie selbst hat jahrelang in New York gelebt und unterrichtet die bilingualen Klassen. Als zwei Schüler hereinkommen, spricht Andrea Raschke im fließenden Englisch mit den Kindern – die sii-kids Vertreterin ist beeindruckt!

Zum 4+1 Konzept gehört das selbstbestimmte Arbeiten: Die Schüler wählen sich jeweils selbst ein Thema aus; entscheiden, ob sie gerade alleine oder in einer Gruppe arbeiten möchten und fangen dann einfach an – mit komplizierten Schach-Knobeleien, Chinesisch lernen oder Geschichten am Computer schreiben.

„Obwohl die Kinder ständig in Bewegung waren, fand ich eine entspannte Atmosphäre vor!“, erklärt die Besucherin Braun-Speck. In dieser „Klasse“ der Claus-Rixen-Schule brauchen die Schüler nicht still an einem Platz sitzen. Sie arbeiten auch schon mal auf dem Boden liegend oder im Team am PC. Pausen werden nach Bedarf und im individuellen Rhythmus gemacht. Aufgaben und/oder Projektthemen mehrfach am Morgen gewechselt.

„Hier lernen wir halt eigenständig und etwas anderes, als immer nur Mathe und Deutsch!“, sagten mehrere der Kinder. Bloß dass sie nachmittags Zuhause den Lernstoff ihrer Stammschule nachholen müssen, finden sie doof.

Gelangweilte Gehirne schlafen

Die sii-kids Initiatorin besuchte im Herbst 2010 den Landesthementag Begabtenförderung „Stärken entdecken und entfalten“ in Kiel. Sie lauschte dort besonders gespannt dem Vortrag von Prof. Neubauer „Begabungserkennung und -förderung aus Sicht der Gehirnforschung“.

Eine seiner Erkenntnisse macht besonders deutlich, warum begabte Kinder im normalen Schulunterricht so oft versagen. Dort ist zum Beispiel das Lerntempo auf Normalbegabte (ca. IQ 100) ausgerichtet. Nun sitzt dazwischen ein hochbegabtes Kind, welches die Lerninhalte durch seine hohe Arbeitsgedächtniskapazität des Frontalhirns schnell erfasst – schneller, als die anderen. Hat das Hirn seine Arbeit getan, schaltet es ab und begibt sich in einen Ruhezustand und entspannt sich. Sollten nunmehr auch noch Wiederholungsaufgaben anfallen … ist das für überdurchschnittlich Intelligente eine Qual. Betreffende Schulkinder schalten ab und bekommen nichts mehr vom Unterricht mit. Entsteht dieser Zustand regelmäßig, Tag für Tag, Monat für Monat – gar für Jahre, passieren möglicher Weise folgende Dinge. Betroffene Schüler:

  • bleiben im Stoff zurück, zeigen keine Leistung – das Abrutschen auf Hauptschul-Niveau kann folgen !
  •  Lernen das Lernen nicht (ihrer „Denkerstirn“ fehlt die Herausforderung)
  • lassen sich sehr schnell ablenken, können sich nicht konzentrieren, reagieren mit Hyperaktivität und Unruhe
  • spielen aus Langeweile den Klassen-Clown, ringen um Aufmerksamkeit
  • stellen sich quer, verweigern ggf. jegliche Mitarbeit, reagieren mit Aggression
  • ziehen sich zurück, werden Außenseiter, die Folge davon: Depression
  •  oder verlieren ihre Lern-Motivation, wollen nicht mehr zur Schule gehen (Schulverweigerer)

Bei vielen Kinder passiert all das nicht – sie kommen gut durchs Leben, entwickeln sich prima, schreiben gute Noten, sind genauso froh und/oder erfolgreich, wie andere. Auch denen, die betroffen sind, kann geholfen werden.

Eine andere Lernumgebung und -methodik kann einen Teil zur Verbesserung der Situation dieser Kinder beitragen. Ebenso wichtig ist es, Kinder zusammenzubringen und ihnen den Austausch mit Gleichgesinnten zu ermöglichen. Wenigstens für einen Tag die Woche – das bringt schon immens viel, meint Kai Frantzen überzeugt.


Presse-Info und Bericht darüber:


Jedes Kind anders ist. Auch Kinder mit besonderen Begabungen sind völlig unterschiedlich. Entsprechend ist die Schulwahl immer eine individuelle Wahl. Schubladen-Denken wäre falsch. Wonach können sich Eltern mit ihren Kindern richten? Was ist wichtig? Worauf sollten sie achten? Weiterlesen

Hochbegabt und trotzdem schlechte Noten? Wie gut Kinder in der Schule lernen, hat oft nichts mit der Intelligenz der Kinder zu tun, sondern mit den unterschiedlichen Lerntypen. Weiterlesen

Ist ein Kind hochbegabt, hat es nicht automatisch eine Zukunft als Genie. Im Gegenteil: Im Kindes- und Jugendalter treiben Hochbegabte ihre Eltern und Lehrer oft in die  Verzweiflung – und manchmal auch sich selbst.    Weiterlesen

Leider wird in den Medien immer wieder von DEN Hochbegabten gesprochen. Wunderkinder wie Einstein & Co waren aber nicht hoch- sondern höchstbegabt! Dieser Unterschied ist massiv und leider wenigen bekannt – viele Irrtümer und falsche Meinungen kursieren deshalb über hochbegabte Kinder. Wir klären auf:

  • Der durchschnittliche IQ liegt bei rund 100 (als durchschnittlich begabt gelten all die mit 90-109 IQ-Punkten)
  • Ein IQ ab 110 Punkten weißt auf eine überdurchschnittliche Intelligenz hin – er ist lt Statistik perfekt. Menschen mit einem IQ von 110 bis 119 können gut mit Norm-Strukturen in Schule und Berufsleben umgehen; ihre Fähigkeiten gelten als optimal, um im Leben erfolgreich sein zu können (kein Neid auf höherbegabte notwendig …)
  • Werte zwischen 120 und 129 zählen zum “deutlich überdurchschnittlichen” Begabungsbereich, was einer Höherbegabung entspricht (damit ist man “deutlich außerhalb der Norm”)
  • Menschen mit einem IQ von über 130 gelten in der Regel als hochbegabt (“weit außerhalb der Norm” – und das merkt man auch im wirklichen Leben … im Guten wie im Schlechten.)
  • Ausnahmen – die sogenannten Wunderkinder wie Einstein oder Leonardo da Vinci – haben einen IQ von über 145 Pkt – in diesen Bereichen differenzieren die verfügbaren Testverfahren nicht mehr hinreichend, sodass genaue IQ-Werte oft nicht ermittelt werden können.

Höher- und hochbegabte Kinder sind die Haupt-Zielgruppe der sii-kids-Aktivitäten. Dies, weil sie meist unentdeckt bleiben (da nicht so auffällig wie Höchstbegabte), weshalb sie nicht gefördert werden, und weil sie nicht mehr in Normstrukturen passen …




Die filmische Kurz-Dokumentation des 4. Münsterschen Bildungskongresses in Verbindung mit der 13. Internationalen ECHA-Konferenz ist online.
Rund 1000 Teilnehmer versammelten sich vom 12. – 15. September 2012 auf … Weiterlesen

4+1 = Begabten-Förderungsi-kids (Groߟhansdorf) zu Besuch bei der Claus-Rixen-Schule in Altenholz und wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Hirnforschung. Hochbegabte Kinder lernen auf die gleiche Art wie andere – aber schneller und komplexer. Doch wieso? (Anzahl Zeichen: ca. 6.100 ) Download:

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