Digitalisierung in Schulen? Ist-Situation & die Ideen eines Thinktanks

Bildungsmonitor straft Schleswig-Holsteiner Schulen ab.

Erstmals wurde im Bildungsmonitor 2018 der Bereich “Digitalisierung in Schulen” vertieft untersucht. Das Ergebnis zeigt: Deutschland liegt im internationalen Vergleich schwach im Mittelfeld, Schleswig-Holstein bekommt ein “unterdurchschnittlich”.

Der Bildungsmonitor vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln läuft im Auftrag der Initiative “Neue Soziale Marktwirtschaft” (INSM). Er zeigt im internationalen Vergleich, dass Deutschland bei der Computernutzung an Schulen, bei den IT-Kompetenzen der Schüler und bei der Forschung Nachholbedarf hat. Innerhalb Deutschlands zeigt sich ein differenziertes Bild: Bayern und Baden-Württemberg zeigen hier Stärken. Schleswig-Holstein und viele der neuen Länder schwächeln. Siehe Factsheet SH. Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM wird in deren Pressemitteilung vom 15.8.2018 wie folgt zitiert: „Für die Digitalisierung brauchen wir eine bessere Ausstattung der Schulen, mehr Lehrerfortbildung, mehr Austausch über innovative digitale Lehr- und Lernkonzepte und vor allem eine regelmäßige Überprüfung digitaler Kompetenzen der Schüler und ihrer Lehrer.“

Konkrete Lösungsvorschläge liefert ein Reinfelder Thinktank

Nicht nur die Bundeskanzlerin möchte jetzt (endlich) die Digitalisierung vorantreiben. Auch ein Elternteam mit einschlägigem Fachwissen aus Reinfeld (Holstein) macht sich Gedanken darüber. Vor den Sommerferien stand bereits die Idee im Raum, ein Lernportal für den Unterricht aufzubauen und jetzt zudem die Position eines Digitalisierungs-Managers in der Schule zu schaffen. Für ein skalierbares Pilotprojekt werden Sponsoren und ein Schirmherr (m/w) gebraucht!

Zum Reinfelder Digitalisierungs-Thinktank-Team gehört Susanne Braun-Speck, die bereits die beste Online-Schülerzeitung Deutschlands 2018 – erKant.de – coachte. Sowie René Krolow (CDU), der in den Sommerferien zur Schülerzeitungsredaktion Kontakt aufnahm, um zusammen herauszufinden, wie die Oberstufe der Immanuell-Kant-Schule in Reinfeld belebt werden kann. Aktiv mitarbeiten wird auch Barbara Hilgert, die Mutter von 3 Schülern und KMU-Beraterin im Bereich “Work 4.0 – Digitalisierung im Arbeitsleben” ist. Krolow ist IT-Projektleiter und Braun-Speck Webdesignerin und Content-Marketing-Fachfrau. Zusammen sind die drei ein fachlich versiertes Team! Die richtigen Fragen aus der Elternschaft, die mit digitalem Arbeiten bisher kaum etwas zu tun hatten, stellt u.a. Team-Mitglied Petra Naethbohm. Letzte Woche lernte sie bei Braun-Speck, wie am PC Bewerbungen erstellt und per E-Mail versendet werden. „Ich bin jetzt Anfang 50 und muss lernen, wie das geht, damit ich meine Tochter unterstützen kann. Ist das nicht eigentlich die Aufgabe der Schule in Zeiten wie diesen?“

Jüngster Bildungsauftrag für Lehrer ist tatsächlich, in allen Schulfächern digitales Lernen und Arbeiten einfließen zu lassen. Doch: Das ist einfacher gesagt als getan, denn vielen Lehrern geht es ähnlich, wie Naethbohm: Sie sind nicht mit PC, Handy und den Möglichkeiten des Internets aufgewachsen.

Das Digi-Thinktank aus Reinfeld v.li.: Susanne Braun-Speck (fast 50j), René Krolow (40j), Barbara Hilgert (44j) & Petra Naethbohm (51j)

Aber wie kann nun digitale Bildung gelernt und gelehrt werden?

“Vor den Ferien war ich u.a. Teilnehmer einer Konferenz mit Lehrern, bei der der Lehrplan durch digitale Lehrinhalte erweitert werden sollte. Hier waren deutlich Umsetzungsprobleme zu spüren, die von Lehrer- sowie Technikmangel, Generationskonflikten und fehlender Praxis herrühren: Woher sollen Knowhow, Technik und Zeit dafür kommen? In der ersten Schulwoche findet dazu eine Veranstaltung in Kiel statt. Sollen da jetzt alle Lehrer von SH zeitgleich hinfahren? Unmöglich.”

In der Konferenz konnte Braun-Speck natürlich Ideen für digitale Lerninhalte liefern und verneinte auch nicht direkt, die Online-Schülerzeitung für Unterrichtszwecke nutzbar zu machen, aber: “Kaum war ich aus der Tür, stand für mich fest: Schülerzeitung soll Schülerzeitung bleiben (der Sinn dahinter hat nichts mit Unterricht zu tun, sondern mit freier Meinungsäußerung und selbstaktivem Wirken) und kann sowieso nicht alle Probleme lösen.”

Denn: Wer würde den rund 65 Lehrern zeigen, wie das online alles geht?

Die Redakteure der Schülerzeitung erKant haben bei Braun-Speck Workshops und/oder Einzelschulungen mitgemacht, und nutzen von ihr erstellte Lernvideos. Ein Schüler absolvierte im Herbst 2017 sogar sein Betriebspraktikum in ihrer Agentur tiefenschaerfe.de, wurde aber danach direkt als “Fachkraft” für das Projekt Schüler-Medien-Lotsen abgeworben. In den Lernvideos sind einige Lerninhalte, die auch im Lehrplan für das Fach “Informatik” stehen, enthalten. Doch all das hat ihr niemand bezahlt, nur beim Finanzieren der Fremdkosten haben ihr ein wenig Sponsoren geholfen, die sie aber selbst über ihren Verein sii-kids &-talents e.V. gewinnen musste.

Fakt ist: In Schulen wird nach wie vor überwiegend Frontalunterricht gegeben. Bei der Online-Schülerzeitung lernen und nutzen die Jugendredakteure allerdings all die neuen selbstaktiven, digitalen Methoden: Projektarbeit mit digitalen Medien, kreatives Arbeiten, Flipped Classroom, blended und online Learning, Recherche im Internet, etc.

Das Wichtigste: Die Jugendredakteure von erKant sind keine Konsumenten von digitalen Lösungen, sondern: sie entwickeln diese und sind Produzenten von multimedialen und interaktiven Online-Seiten, Videos, Audios, etc.

Grafik: mmb Institut GmbH 2018, Quelle: Bertelsmann Stiftung

Chancengleichheit? Soziale Gerechtigkeit?

Ohne gemeinnütziges Engagement würde es in vielen gesellschaftlichen Bereichen ganz anders aussehen. Aber im Bereich Digitalisierung für Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit zu sorgen, ist ein ziemlich großes Projekt, denn das Problem fängt in den Privathaushalten ohne PC´s an und setzt sich in den Schulen nur fort. Chancengleichheit finden Schüler übrigens auch in der regionalen Schullandschaft nicht: An der Reinfelder Gemeinschaftsschule gibt es z.B. nur eine Informatiklehrerin. Eine für alle ab dem 9. Jahrgang, die das Wahlpflichtfach “Informatik” haben. 30 Schüler pro Jahrgang. Was soll das bringen? Wie werden die vielen anderen Schüler im Digitalisierung-Zeitalter auf die Zukunft vorbereitet? Anders dagegen sieht es zum Beispiel auf dem Oldesloer Gymnasium aus. Dort haben alle Schüler ab der 8. Klasse Informatikunterricht.

Auf die Frage einiger Lehrer an Braun-Speck, wie die Online-Schülerzeitung für den Unterricht genutzt werden könne, schlug sie etwas Anderes vor: Ein eigenes Content-Management-System als Lernportal für Schüler mit ihren Lehrern inklusive Nutzung der Lehrvideos, die sie für die Schülerzeitung bereits erstellt hat, sowie: Das Geben eines Kurses “Digitale Medien” im Ganztagsunterricht – allerdings nicht mehr pro bono. Im Grunde genommen wäre es aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn nur eine Gruppe von 10, 12 Schülern pro Schuljahr mitmachen könnte. Es müsste flächendeckende Lösungen geben. Für alle Schüler. Bundesweit an 33.000 (Quelle: Statista) allgemeinbildenden Schulen!

Digitalisierungs-Manager für Schulen könnten es leisten.

Als der Reinfelder CDU-Politiker Krolow sich in den Sommerferien an die Schülerzeitung wendete, trafen sich er, Braun-Speck sowie Abiturient und Schülerzeitungsmitglied Marvin Ladwig zum Gedankenaustausch im Mocca am Herrenteich. Ursachen und Gründe wurden gesucht, zum gegenseitigen Verständnis gebracht und Ideen entwickelt. Gesprächsgegenstand waren verschiedene Schulthemen, aktiv wird jetzt vorerst das “Digitale Lernen & Arbeiten in der Schule” in Angriff genommen. Hilgert und Naethbom, seit Kurzem auch Elternvertreter in der Kant-Schule, wollten direkt daran mitarbeiten. SEB-Vorstand Jan Hohmeyer ist natürlich auch ein wenig involviert, zumal er selbst Organisations-Entlastung durch digitale Lösungen braucht. Auch die Lehrer-Digitalisierungs-AG hat sich Braun-Specks Ideen schon angehört – und war begeistert.

Fakt ist: Finanzielle Mittel und Knowhow-Vermittler fehlen bisher, um praktische Lösungen, die Vielen und nicht nur einem Bruchteil der Schüler und Lehrer nutzen, anbieten zu können. Auf Landesebene sind bereits Digitalisierungs-Programme und Fördermittel geplant, wurde Braun-Speck auf Nachfrage per E-Mail mitgeteilt. Aber wie lange dauert es bis zur Umsetzung? Vermutlich viel zu lange für all die Schüler, die spätestens ab der 9. Klasse wissen sollten, wie das digitale Lernen und Arbeiten geht. Fachlich könnten Digitalisierungs-Manager den Schulen liefern, was diese dringend brauchen. Deren Aufgabenkatalog bzw. Berufsprofil ist schon entworfen und dem Lehrer-Digitalisierungs-Team vorgestellt.

Stadt, Wirtschaft und/oder Sponsoren könnten es finanziell möglich machen

Schlussendlich sind es Firmen und Betriebe, die fürs Arbeitsleben digital vorbereitete Jugendliche als Nachwuchs brauchen. “Ein Bekannter von mir entwickelt gerade ein Förderprogramm für Digitalisierungs-Vorhaben von Klein- und Mittelständlern, welches zu 50% aus EU-Mitteln und zu 50% durch Sponsoring aus der Wirtschaft finanziert werden soll – gemeinsam mit dem zuständigen Ministerium. Das wäre vielleicht auch ein gangbarer Weg im Bildungswesen?” Auch eine lokale Finanzierung wäre denkbar, das heißt durch die Gemeinde.

Was das Team hier als Pilotprojekt in einer Schule im Sinn hat, könnte bereits im November starten und nach der Anlaufzeit von circa drei Monaten in der nächsten Schule eingeführt werden.

Lokal starten und dann bundesweit skalieren ist möglich.

Eine Skalierung im ganzen Kreis Stormarn, ja sogar in ganz Schleswig-Holstein und dann bundesweit ist möglich. Frührentner aus der IT-Welt kennt Braun-Speck aus ihrem alten Job (IT-Personalvermittlung) genug (bundesweit). All die mit Trainer- / Dozenten-Erfahrung wären dafür geeignet. Teilzeit reicht. Hauptsache es geht flächendeckend los.

Vereinsvorstand Braun-Speck sucht nun für das Vorhaben “Digitales Lernen und Arbeiten in der Schule“ finanzstarke Partner. Stiftungen, Privatpersonen und Unternehmen könnten bereits ihre Hilfe anbieten und einen Letter of Intent (LOI) senden (formlos, in eigenen Worten), in dem sie erklären, so ein lokales oder kreisweites Pilotprojekt mit der Summe x unterstützen zu wollen. An: kontakt@sii-kids.de. Sofort-Spenden können direkt aufs Vereinskonto gehen: Sparkasse Holstein, IBAN: DE 08 213 522 400 179 094 214 oder über Paypal an spenden@sii.kids.de


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